Schon komisch, wie aus Menschen plötzlich so ganz andere Musik kommen kann. Aus zwei fröhlichen Punkern von Feeling B, einem weniger fröhlichen Rocker von der Firma, einem folkigen Hoppel-Basser von den Inchtabokatables und einem psychedelischen Drogen-Trommler von Quartered Shadows wird ausgerechnet Rammstein.
Nun gut, immerhin Sänger Till Lindemann hat mit First Arsch annähernd Ähnliches gemacht, aber wie der Rest auf diese schwere deutsche Kost verfiel, wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Rammstein sind so was wie ein deutsches Laibach, nur daß man bisher auf ein Augenzwinkern vergeblich wartete. Da rumpelt der Metal so satt und fett wie selten gehört, werden keck und prinzipiell Hühnerbrüste enthüllt und wird auf Fotos der Herrenmensch gemimt.
Und weil Geschwindigkeit und Noise des Feldes verwiesen sind, ergibt sich eine Klarheit, die an die Schmerzgrenze geht. Den Rest erledigt Lindemanns Kindermörderorgan. Man weiß nicht, was man davon halten soll, aber irgendwie, irgendwo ist es ziemlich klasse.
Am 8. 8. um 21 Uhr im Knaack, Greifswalder Straße 224, Prenzlauer Berg
Taz 4.August 1995